Gillian Levine und Julia Bielicki erhalten Forschungspreis von Pfizer

30.01.2023

Ein übermässiger und ungerechtfertigter Antibiotika-Einsatz birgt gesundheitliche Risiken, fördert Antibiotikaresistenzen und ist daher zu vermeiden. Bei Kindern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen gibt es grossen Handlungsbedarf, wie Julia Bielicki vom Universitäts-Kinderspital (UKBB) und Gillian Levine vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in einer gemeinsamen Studie zeigen. Für ihre herausragende klinische Forschung in der Pädiatrie erhalten die Basler Wissenschaftlerinnen den renommierten Pfizer-Forschungspreis 2023.

Gillian Levine vom Swiss TPH (Mitte) und Julia Bielicki vom UKBB (rechts) erhalten den prestigeträchtigen Pfizer-Forschungspreis 2023.

Am 26. Januar 2023 wurden Julia Bielicki und Gillian Levine für ihre gemeinsame Studie zur hohen Exposition von Kindern in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen mit dem Pfizer-Forschungspreis in der Kategorie Pädiatrie geehrt. Der mit insgesamt 165'000 Franken dotierte Preis wird seit 1992 jährlich verliehen und gilt als einer der renommiertesten Forschungspreise auf dem Gebiet der Medizin. Er ehrt junge Wissenschaftler*innen, die an Schweizer Forschungsinstituten oder Spitälern arbeiten, für herausragende und zukunftsweisende Beiträge in Grundlagenforschung und klinischer Forschung. Dieses Jahr werden insgesamt elf Forschungsprojekte mit dem Pfizer-Preis ausgezeichnet.

Angemessen eingesetzt, können Antibiotika bei Kindern lebensrettend sein und grosses Leid verhindern. Andererseits trägt der weltweite Einsatz von Antibiotika zu einer zunehmenden antimikrobiellen Resistenz bei. Ein sorgsamer Umgang mit Antibiotika ist daher für die Gesundheit von Kindern von globalem Interesse. Wie es diesbezüglich in Ländern mit tiefem bis mittlerem Einkommen steht, ist bislang jedoch wenig erforscht.

Mit einer gemeinsamen Studie bringen die Basler Forscherinnen Julia Bielicki, leitende Ärztin der pädiatrischen Infektiologie am UKBB, und Gillian Levine, Epidemiologin am Swiss TPH, mehr Licht ins Dunkel. In 45 Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen haben sie analysiert, wie oft Kinder während ihrer ersten fünf Lebensjahre mit Antibiotika behandelt werden und unter welchen Umständen.

Informelle Versorgung führt zu hoher Exposition

Das Fazit ist besorgniserregend. Zwar gab es zwischen den Ländern grosse Unterschiede. Mit 18,5 Antibiotikabehandlungen waren die Kinder jedoch im Durchschnitt häufig Antibiotika ausgesetzt, die vermutlich in einigen Fällen auch ungerechtfertigt waren.

«Es war beeindruckend zu sehen, in welchem Ausmass viele Kinder über informelle Versorgungsquellen an Antibiotika gelangten – insbesondere auch in Ländern, in denen andere Kinder noch immer einen erschwerten Zugang zu lebensrettenden Antibiotika haben», sagt Studien-Co-Autorin Dr. Julia Bielicki. Ein Extrembeispiel stellt die Republik Kongo dar, wo Kinder in den ersten fünf Lebensjahren durchschnittlich über 38 Antibiotikabehandlungen erhalten. Auf der anderen Seite des Spektrums liegt Niger mit 3,7 Behandlungen im gleichen Lebenszeitraum.

«Die Ergebnisse zeigen einen grossen Handlungsbedarf auf», sagt Dr. Gillian Levine. «Es braucht dringend spezifische Massnahmen und Instrumente, um den unangemessenen Einsatz von Antibiotika zu verringern und den Zugang zu einer angemessenen Behandlung zu verbessern.»

Gillian Levine

Gillian Levine

PhD, MPH, Dr.

Senior Scientific Collaborator
+41612848732
gillian.levine@swisstph.ch

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