Start der grössten klinischen Studie zur Behandlung von COVID-19-Patienten in 13 afrikanischen Ländern

24.11.2020

Dreizehn afrikanische Länder und ein internationales Netzwerk von Forschungsinstitutionen, einschliesslich des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH), lancieren die grösste klinische COVID-19-Studie in Afrika an ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Krankheitsverlauf. Die klinische Studie ANTICOV wird erforschen welche Behandlungen sich eignen, um leichte und mittelschwere COVID-19-Fälle frühzeitig zu behandeln und zu verhindern, dass sehr viele Menschen zur gleichen Zeit in Krankenhäuser aufgenommen werden müssen, was fragile und bereits überlastete Gesundheitssysteme in Afrika schnell überfordern könnte.

Das ANTICOV-Konsortium umfasst ein grosses Netzwerk aus afrikanischen und internationalen Forschungs- und Entwicklungsorganisationen. (Foto: DNDi)

Die klinische Studie wird vom ANTICOV-Konsortium, das 26 herausragende afrikanische und globale Forschungs- und Entwicklungsorganisationen, einschliesslich des Swiss TPH umfasst, an 19 Studien-Sites in 13 Ländern durchgeführt unter der Leitung der Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi).

«Das Swiss TPH ist stolz, Teil eines so bedeutenden Forschungskonsortiums zu sein. Wir begrüssen die Führungsrolle und das Engagements unserer afrikanischen Partnern bei der Suche nach Lösungen für die aktuelle Pandemie», sagt Elisabeth Reus, Leiterin der Einheit «Clinical Operations» am Swiss TPH. «Das Swiss TPH unterstützt die Länder und Studien-Sites durch Training, damit unsere Partner die hohen Qualitätsstandards einhalten können, die im heutigen Forschungskontext dringend erforderlich sind.»

ANTICOV ist eine offene, randomisierte, vergleichende «adaptive Plattform-Studie», in der die Sicherheit und Wirksamkeit von Behandlungen bei 2000 bis 3000 Patienten mit einer leichten bis mittelschweren COVID-19-Erkrankung in Äquatorialguinea, Äthiopien, Burkina Faso, Côte d'Ivoire, der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo), Ghana, Guinea, Kamerun, Kenia, Mali, Mosambik, Sudan und Uganda geprüft wird. Ziel von ANTICOV ist es, geeignete Medikamente für eine frühzeitige Behandlung zu identifizieren, die einen schweren COVID-19-Verlauf abwenden und die Übertragung eventuell begrenzen können.

Innovative klinische Studie

ANTICOV ist eine adaptive Plattform-Studie. Diese innovative Form von klinischen Studien wurde für Krebsmedikamente entwickelt und erlaubt es, mehrere Behandlungen gleichzeitig zu prüfen. Adaptive Studien ermöglichen rasche Entscheidungen, so zum Beispiel auch, ob Studienarme mit bestimmten Medikamenten auf der Grundlage einer laufenden Ergebnisanalyse hinzugefügt, fortgesetzt oder beendet werden sollen.

Zunächst wird sich ANTICOV auf Medikamente konzentrieren, bei denen gross angelegte randomisierte klinische Studien fehlende Wirksamkeitsdaten bei Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Krankheitsverlauf liefern könnten. In der klinischen Studie wird gegen einen Kontrollarm zunächst das antiretrovirale Kombinationspräparat Lopinavir/Ritonavir und das Malariamedikament Hydroxychloroquin getestet, welches heute nach wie vor in zahlreichen afrikanischen Ländern der Behandlungsstandard für COVID-19 ist.

Neue Behandlungen werden in die Studie aufgenommen, sobald Erkenntnisse über ihre Wirkung bei leichten bis mittelschweren Fällen vorliegen.In Zusammenarbeit mit der gemeinsam von Unitaid und dem Wellcome Trust einberufenen Access to COVID-19 Tools Accelerator (ACT-A) Therapeutics Partnership sind die ANTICOV-Forschenden aktiv bemüht, aus den laufenden globalen wissenschaftlichen Studien die vielversprechendsten Behandlungen für eine Wirksamkeit auszuwählen. Zu den potenziellen Therapieoptionen, die von ANTICOV erforscht werden, gehören Medikamente, die derzeit zur Behandlung von Malaria, HIV, Hepatitis C, parasitären Infektionen und bestimmten Krebsarten eingesetzt werden.

Über das Konsortium

Das ANTICOV-Konsortium wird massgeblich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über die KfW und von der globalen Gesundheitsinitiative Unitaid als Teil von ACT-A finanziert. Frühzeitige Unterstützung für den Start der Initiative leisteten die European & Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP) im Rahmen ihres zweiten Programms, das von der Europäischen Union mit zusätzlichen Mitteln der schwedischen Regierung unterstützt wurde, der Internationale Solidaritätsdienst des Kantons Genf und die Starr International Foundation (Schweiz).

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