Swiss TPH-Symposium zu Tuberkulose: Aufruf zum Handeln

21.03.2023

Über 10 Millionen Menschen erkranken jedes Jahr an Tuberkulose (TB). Mit 1,6 Millionen Todesfällen pro Jahr ist die Krankheit nach wie vor eine der grössten Todesursachen der Welt. In den vergangenen Jahren wurden die Bemühungen und finanziellen Mittel zur Bekämpfung von TB von der COVID-19-Pandemie überschattet. Aktuell veranstaltet das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ein zweitägiges Symposium in Allschwil, um die neuesten Erkenntnisse der TB-Forschung auszutauschen, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und politische Veränderungen anzustossen. Wissenschaftlerinnen, Experten und Entscheidungsträgerinnen diskutieren Erkenntnisse und Ideen, um die weltweiten Bemühungen zur Eliminierung von TB als Problem der öffentlichen Gesundheit bis 2030 voranzutreiben.

Eva Herzog, Ständerätin des Kantons Basel-Stadt diskutiert mit Jürg Utzinger, Direktor des Swiss TPH, Sebastien Gagneux, Leiter des Departements "Medical Parasitology and Infection Biology" und Christian Auer, Public-Health-Specialist (von links nach rechts). Foto: Joachim Pelikan/Swiss TPH

2021 starben schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose (TB), was die Krankheit nach COVID-19 zur zweitgrössten Todesursache der Welt macht. Die COVID-19-Pandemie hat die Belastung der öffentlichen Gesundheit durch TB weiter erhöht, da in vielen Ländern die Prävention und Behandlung von TB wegen der Pandemie unterbrochen wurde. Darüber hinaus ist multiresistente Tuberkulose (MDR-TB) schwierig zu diagnostizieren und erfordert komplexe Behandlungen mit weniger erfolgreichen Ergebnissen. Es werden dringend neue und bessere Diagnostika, Medikamente und Impfstoffe benötigt, um die TB-Pandemie zu beenden. Doch die globale Finanzierung für TB ist seit 2020 zurückgegangen und weit entfernt von den jährlich erforderlichen USD 19,6 Mrd. für Diagnose, Behandlung und Prävention und den jährlich erforderlichen USD 5 Mrd. für Forschung und Entwicklung.

Symposium zur TB-Forschung und -Politik

Um die Öffentlichkeit wieder zu sensibilisieren und weltweite Bemühungen zur Bekämpfung von TB anzuregen, hat das Swiss TPH ein zweitägiges Symposium organisiert: «The Tuberculosis Pandemic: A Call to Action – Science Application and Politics». Das Symposium findet heute 21. und morgen 22. März 2023 unmittelbar vor dem Welt-Tuberkulose-Tag am 24. März statt. Über 400 nationale und internationale Experten, Forscherinnen und politische Entscheidungsträger finden persönlich und virtuell beim Swiss TPH zusammen, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um TB zu präsentieren, Herausforderungen in den Gesundheitssystemen anzugehen und politische Veränderungen voranzutreiben.

Nach den einleitenden Bemerkungen von Lucica Ditiu, Executive Director des Stop TB Partnership, legte Matteo Zignol, Director a.i. des Global TB Programme der Weltgesundheitsorganisation (WHO), einen aktuellen Bericht über den Status von TB in der Welt vor. Einzigartige Einblicke in das Thema lieferte Rhea Lobo, TB-Überlebende und Board Member des Stop TB Partnership.

Dringender Bedarf an Finanzmitteln zur TB-Bekämpfung

Peter Sands, Executive Director des Global Fund, sagte: «TB ist die Pandemie der Armen und erhält deshalb nur einen winzigen Bruchteil der Mittel, die für Krankheiten aufgewendet werden, die für die Reichen, die Weltelite, bedrohlicher erscheinen. Wir müssen gegen diese Ungleichheit vorgehen.» Sebastien Gagneux, Leiter des Departements «Medical Parasitology and Infection Biology» am Swiss TPH, betonte: «Die gemeinsamen weltweiten Bemühungen und die enormen Finanzmittel, die während der COVID-19-Pandemie verfügbar gemacht wurden, haben gezeigt, was mit dem entsprechenden politischen Willen alles erreicht werden kann. Bei TB wissen wir, was getan werden muss, aber die finanziellen Mittel fehlen.»

Bei der Vormittagsveranstaltung kamen auch Parlamentarier*innen aus Grossbritannien, Deutschland und der Schweiz sowie Vertreter*innen der WHO und der International Union Against Tuberculosis and Lung Disease zu Wort. Eva Herzog, Basler Ständerätin und Präsidentin des Kuratoriums des Swiss TPH, sagte: «Wohlhabende Länder wie die Schweiz müssen das UN-Ziel einhalten, 0,7 % ihres Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungshilfe auszugeben, um die Bekämpfung von Armutskrankheiten wie TB zu unterstützen.»

In den kommenden anderthalb Tagen werden Forscherinnen und Experten des Swiss TPH und aus der ganzen Welt über ihre Arbeit berichten, von der Grundlagenforschung im Labor über klinische Studien bis hin zu Interventionen in den Gesundheitssystemen. 

Über Tuberkulose

Tuberkulose (TB) ist eine Infektionskrankheit, die durch das Mycobacterium tuberculosis verursacht wird. TB wird über den Luftweg von Mensch zu Mensch übertragen. Zu den Krankheitssymptomen gehören Husten, Schmerzen in der Brust, Gewichtsverlust, Fieber und nächtliches Schwitzen. HIV-infizierte Menschen können mit wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit an TB erkranken. TB ist heilbar, aber die Diagnose der Krankheit ist schwierig, und zur Behandlung sind Antibiotikacocktails erforderlich, die viele Monate lang täglich eingenommen werden müssen.

Beitrag des Swiss TPH zur Bekämpfung von TB

Das Swiss TPH engagiert sich dafür, TB-bedingtes Leid zu lindern, und ist auf fünf Kontinenten von der Grundlagenforschung bis hin zur Stärkung der Gesundheitssysteme aktiv. Zu diesen Aktivitäten gehören die Erforschung der Wechselwirkung zwischen Wirt und Erreger, der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen und der Immunreaktionen des Wirts auf die Infektion sowie die Evaluierung von TB-Initiativen und -Programmen. Das Swiss TPH führt ausserdem in Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Partnern am Ifakara Health Institute (IHI) in Tansania und am National Centre for Tuberculosis and Lung Diseases in Georgien klinische Studien zu neuen TB-Diagnostika, Medikamenten und Impfstoffen durch.

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