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Das Verständnis der Funktionsweise des Malariaerregers ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Krankheit. Fünf Plasmodienarten verursachen Malaria beim Menschen, wobei Plasmodium falciparum die tödlichste und in Afrika am weitesten verbreitete Art ist. Sämtliche klinischen Symptome der Malaria entstehen durch die Vermehrung der Parasiten in den roten Blutkörperchen. Zu den häufigsten Frühsymptomen zählen Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Bei schwerer Malaria können Müdigkeit, Verwirrtheit, Krampfanfälle und Atemnot hinzukommen.

Zentrales Element für das Eindringen des Malariaerregers entdeckt

P. falciparum befällt menschliche rote Blutkörperchen, doch die genauen Zielstrukturen, an die sich der Parasit bindet, blieben lange unklar. Es war bekannt, dass das Malariaprotein PfCyRPA (cysteinreiches Schutzantigen) eine Schlüsselrolle beim Eindringen in rote Blutkörperchen spielt – wie genau, war jedoch noch unklar. 

Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe aus sechs Institutionen unter der Leitung des Swiss TPH und dem Institute for Glycomics in Australien hat kürzlich neue Erkenntnisse über den Invasionsmechanismus von P. falciparum geliefert. Die Studie, veröffentlicht im Fachjournal Cell Reports, zeigte, dass das Protein PfCyRPA gezielt an eine glykosylierte Struktur mit Sialinsäure auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen bindet – ein entscheidender Schritt für das Eindringen des Parasiten. Diese Entdeckung verbessert nicht nur das Verständnis der Interaktion zwischen Erreger und Wirt, sondern unterstützt auch die Weiterentwicklung von PfCyRPA als möglichen Bestandteil eines Impfstoffs gegen die Blutstadien der Malaria und als Zielstruktur für neue Medikamente. Da das Auftreten von Resistenzen bei Malariaparasiten eine Gefahr für die Malariabekämpfung darstellt, werden dringend neue Malariamedikamente benötigt.

Behandlungslücken bei den Schwächsten schliessen

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Malaria verringert Krankheitsverläufe, rettet Leben und reduziert die Übertragung. Malaria ist eine schwere Infektion und muss immer mit Medikamenten behandelt werden. Es existieren mehrere wirksame Therapien, deren Auswahl sich nach Malariatyp, Resistenzlage, Alter oder Gewicht der erkrankten Person und ob die Person schwanger ist oder nicht richtet. Für Malaria durch P. falciparum gelten Artemisinin-basierte Kombinationstherapien (ACTs) als die wirksamsten. Für Säuglinge unter 5 Kilogramm Körpergewicht gibt es bislang jedoch keine speziell entwickelte und zugelassene Behandlung. Stattdessen erhalten sie Tabletten, die für schwerere Kinder bestimmt sind, dosiert nach Körpergewicht. Da jedoch die Organe dieser kleinen Patient*innen noch nicht ausgereift sind, verarbeiten sie Medikamente anders – was zu Überdosierung und Toxizität führen kann. Um diese Lücke zu schliessen, unterstützte Swiss TPH die CALINA-Studie, die von Novartis in Zusammenarbeit mit Medicines for Malaria Venture (MMV) geleitet wurde. Ziel der Studie war es, eine neue Formulierung von Coartem® (Artemether-Lumefantrin) für Neugeborene unter 5 kg in mehreren afrikanischen Ländern klinisch zu prüfen. Swiss TPH war für die Durchführung der Studie in der Demokratischen Republik Kongo verantwortlich. Der Aufbau von Studienstandorten unter schwierigen Bedingungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zur Erforschung armutsbedingter Krankheiten gehört seit über 20 Jahren zum Kerngeschäft von Swiss TPH – stets in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und Partnerländern.

Die neue Formulierung ermöglicht eine optimierte Dosierung, die speziell auf die Bedürfnisse dieser besonders vulnerablen Patient*innen zugeschnitten ist. Die Ergebnisse zeigten gute Wirksamkeit und Verträglichkeit mit einem pharmakokinetischen Profil, das für diese Alters- und Gewichtsklasse geeignet ist. Wird die Therapie zugelassen, könnte sie eine bedeutende Versorgungslücke schliessen.

Swiss TPHs Engagement im weltweiten Kampf gegen Malaria

Diese beiden Beispiele zeigen, wie das Swiss TPH entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig ist – von der Grundlagenforschung an Malariaparasiten bis zur Validierung neuer Medikamente in der klinischen Forschung. Darüber hinaus arbeiten wir mit Partnerorganisationen zusammen, um diese neuen Erkenntnisse und Tools in die Praxis umzusetzen. So liefern etwa gross angelegte Implementierungsstudien in endemischen Ländern entscheidende Evidenz, die Entscheidungsträger*innen weltweit bei der Bekämpfung von Malaria unterstützt. 

Insgesamt sind am Swis TPH über 200 Forschende im Bereich Malaria tätig. Sie arbeiten an der Entwicklung neuer Diagnostika, Behandlungen und Impfstoffen gegen die Krankheit sowie an Strategien zur Vektorkontrolle. Als WHO-Kooperationszentrum und Mitglied der Swiss Malaria Group spielt das Swiss TPH eine zentrale Rolle bei der Entwicklung innovativer Strategien zur Eliminierung der Malaria.