Barrierefreie Verständigung für Migrantinnen fördert Versorgung bei Schwangerschaft
10.10.2017
Ein Forschungsteam unter Mitwirkung des Swiss TPH hat die Situation von Frauen mit Migrationshintergrund in der Schweiz rund um ihre Schwangerschaft untersucht und befragte dabei auch direkt betroffene Frauen. Die Autorinnen der Studie, welche die Berner Fachhochschule BFH veröffentlicht, empfehlen eine klare Regelung des interkulturellen Dolmetschens in der geburtshilflichen Versorgung. Sie stellen auch Forderungen an die Krankenkassen und die Kantone.
In seinem Bestreben, einen Beitrag an die verbesserte Gesundheit der Menschen in der Welt zu leisten, forscht das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) auch zu Fragen der Mutter-Kind-Gesundheit in der Schweiz.
In der Studie «BRIDGE – Barrierefreie Kommunikation in der geburtshilflichen Versorgung allophoner Migrantinnen» unter der Leitung der Berner Fachhochschule BFH untersucht ein Forschungsteam von fünf Organisationen, darunter das Swiss TPH, die Qualität der perinatalen oder geburtshilflichen Gesundheitsversorgung von Migrantinnen in der Schweiz. Der Fokus liegt dabei auf der sprachlichen und transkulturellen Verständigung, im Zentrum stehen Gesundheitsleistungen für allophone (das heisst, keine der vier Landessprachen sprechende) Frauen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.
Auch Migrantinnen befragt
Befragt wurden nicht nur Fachpersonen für Gesundheit wie zum Beispiel Gynäkologinnen, Hebammen oder Pädiater, sowie Dolmetschende. Auch direkt betroffene Frauen kamen zu Wort, konkret einerseits Eritreerinnen im Asylbereich und andererseits (Kosovo-)Albanerinnen mit Ausländeraufenthaltsstatus. Erstmals wurden dabei auch Erfahrungen mit dem nationalen Telefondolmetscherdienst, den das Bundesamt für Gesundheit (BAG) unterstützt, untersucht und zwar in Bezug auf Hausbesuche bei Müttern nach der Geburt ihres Kindes durch Hebammen in der Region Basel.
Fördert die Autonomie der Mütter
Die BRIDGE-Studie zeigt: Sprachliche Barrieren können den Zugang zum Betreuungsangebot erschweren und beeinträchtigen eine angemessene Kommunikation mit den Fachpersonen. «Interkulturelles Dolmetschen kann hier Brücken bauen und fördert die Autonomie der betroffenen Frauen», sagt Mitautorin Elisabeth Kurth, die neben ihrer Forschungstätigkeit am Swiss TPH auch das Hebammen-Netzwerk Familystart beider Basel leitet und ausserdem als ausgebildete Hebamme arbeitet.
Für ein flächendeckendes Angebot
Die BRIDGE-Studie soll dazu dienen, die «barrierefreie und transkulturelle Verständigung in der geburtshilflichen Versorgung allophoner Migrantinnen zwischen Fachpersonen und Frauen sowie die Koordination zwischen den Diensten zu verbessern». Um dies zu erreichen, empfehlen die Autorinnen eine «klare Regelung des interkulturellen Dolmetschens in der geburtshilflichen Versorgung». Das interkulturelle Dolmetschen müsse in den Leistungskatalog der obligatorischen Krankenversicherung aufgenommen werden und in allen Kantonen flächendeckend verfügbar sein für die stationäre wie auch für die ambulante Versorgung.
Neben dem federführenden BFH und dem Swiss TPH wirkten an der BRIDGE-Studie mit: die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, der Schweizerischer Hebammenverband und Familystart beider Basel. Die Untersuchung ist mit finanzieller Unterstützung durch das BAG sowie der Fachstelle für Rassismusbekämpfung durchgeführt worden.